Cusco plant Großes

5 06 2011

Cusco besitzt einen Flughafen, er befindet sich mitten in der Stadt. Angeflogen wird neben peruanischen Zielen noch La Paz in Bolivien. Da die 300.000 Einwohner Stadt (eine Größe wie Erfurt oder halb Bonn) anscheinend noch mehr als 1 Millionen Touristen im Jahr zu Besuch haben möchte, baut man sich jetzt innerhalb den Regionalentwicklungsplanes COPESCO einen neuen, größeren Flughafen. Dieser ist seit 20 Jahren geplant, wird diesen Jahr begonnen und soll in 4 Jahren stehen. Das schöne ist, er kommt auf die Hochebene neben Cusco, auf 3700m. Dorthin, wo sich zur Zeit noch das Städtchen oder Dorf und die Inka – Ausgrabungsstätte Chinchero befinden, unweit der bekannten Salzterassen von Maras, die in einem Cañon liegen. Dort waren wir gestern:
Maras

Ninja-CiL war auch da:
ninja_cil

Die wunderschöne und sehr arme Hochebene von Chinchero bietet einen wundervolle Blick auf die Bergkette, die das anliegende Valle Sagrado begrenzt. Das Valle Sagrado, übesetzt „das Heilige Tal“ ist eines der größten Weltkulturerbe überhaupt. Es war das bedeutendste Tal der Inka, dort befindet sich auch der Machu Picchu, welcher 2010 zu einem der 7 neuen Weltwunder ernannt wurde.
Es gibt nun mehrere Szenarien, wie sich der Flughafen auf Cusco und das Valle Sagrado auswirken wird.
Die Stadt Cusco erhofft sich durch den neuen internationalen Flughafen einen Anstieg der Besucherzahlen, da die Stadt nun im Direktflug von anderen Kontinenten erreichbar sein wird.
Das Gegenszenario sagt jedoch, da sich der neue Fughafen nun zwischen Machu Picchu und Cusco befinden wird, dass viele der Machu-Picchu Touristen gar nicht mehr nach Cusco kommen werden, sondern auschließlich das Valle Sagrado besichtigen gehen. Der Camino Inka führt dort ebenfalls vorbei, also auch dieser wäre kein Grund mehr die ehemalige Inka-Hauptstadt Qosqo zu besuchen.
Weiterhin gibt es die Befürchtungen, die ich teile, dass der Fluglärm und die sich an den Flughafen angliedernde Industrie, Kommerz und Dienstleistung die Anziehungskraft des Valle Sagrado zerstören werden. Dies auch, da weitere Infrastruktur, wie Fernstraßen, an den Flughafen angebunden sein werden.
Auf das Gelände des aktuellen Cuscoer Flughafen soll eine Grünfläche als Erholungsmöglichkeit geplant werden. Unser Büro erhofft sich zudem, dass dort neue Wohngebäude entstehen können, um die schwierige Situation an den Berghängen zu entschärfen. Sollte dies der Fall sein, wäre es wohl eine der wenigen positiven Aspekte des neuen Flughafens. Allerdings müssen im Gegenzug auch die Bauern von Chinchero ihre Häuser verlassen und umgesiedelt werden, mit wie viel Hilfe, ist fraglich…
Hier als Beispiel Blick von oben auf den Berghang von Santa Ana, Cusco, wo Anfang April zum Ende der Regenzeit bei einem Erdrutsch 2 Häuser mitgerissen wurden und 7 Menschem ums Leben kamen:
Berghang_Santa-Ana

Ein anderer Gedanke der sich einem aufdrängt ist, dass sich der Tourismus in Peru mit noch mehr Touristen noch schlechter entwickeln könnte. Denn der Respekt von Touristen gegenüber der indigenen Bevölkerung wird immer geringer. In meiner Zeit hier musste ich mich schon sehr oft „fremd-schämen“ für das Benehmen von Besuchern gegenüber den Cusqueños. Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf das Verhalten der Einheimischen gegenüber den Touristen. So werden die vielen Straßenverkäufer auf den Hauptplätzen immer penetranter und aufdringlicher und so werden die Preise zum Teil immer unverschämter. So ließen Tobi und ich uns auf dem Plaza de Armas von 2 Jungs die uns lange anbettelten aus schlechtem Gewissen einmal die Schuhe putzen. Dies sollte 1 Sol pro Person kosten (ca 25cent), wir dachten wir geben aber 2 Soles. Als die Jungs witterten mehr bekommen zu können, wollten sie gleich 10 Soles haben und wurden uns gegenüber richtig dreist. Versucht man also als Tourist jemanden nicht auszubeuten, wird man selbst gleich ausgenutzt.

Plan-klein
Am vergangenen Donnerstag hatte ich die Möglichkeit mit dem Guaman Poma nach Urubamba zu fahren. Urubamba ist die größte Stadt im Valle Sagrado und das Verwaltungszentrum des Tals, mit den umgebenden Dörfern leben dort etwa 60.000 Einwohner (knapp Weimar). Ich werde das Projekt zur Stadt ab sofort mit bearbeiten, eine definitiv anspruchsvolle aber spannende Aufgabe. Wir waren Donnerstags dort zu einer partizipativen Bürgerversammlung. Das Guaman Poma stellte den aktuellen Stand des Raumentwicklungsplanes des Valle Sagradoś im Rahmen des COPESCO sowie den Stadtentwicklungsplan von Urubamba vor, anschließend gab es die Möglichkeit Visionen und Vorschläge zu äußern. Ich bin immer wieder erstaunt wie viel Partizipation hier tatsächlich verübt wird, was man bei der Politik und dem Entwicklungsstand des Landes nicht vermuten würde. Dies allerdings auch nur von NGOs wie dem Guaman Poma oder auf Kommunalebene, z.B erstellt im Umkreis jede Kommune und jeder Stadtteil einen partizipativen Haushalt.
Und tatsächlich, um wieder nach Urubamba zurückzukehren war der erste von der Bevölkerung angesprochene Punkt die „Moral und Ethik“ im Tourismus. Weiterhin kam neben „besseren Straßen“, „Verbesserung und mehr Sicherheit der Häuser“ und „Erholungsmöglichkeiten“ noch die „einheimische Kartoffel“ zur Sprache, die man schützen solle… Man wünscht sich ein „Straßenkataster“, „Straßenkarten“ und „Hausnummern“, sowie eine „stärke Kontrolle des Städtebaus“ und des „Umgangs mit Müll“. Denn ein großes Problem haben die kleine Städte im Cusco’er Umland, sie besitzen eine sehr schwache Kommunalverwaltung. Dadurch besteht eine Aufgabe in unserer Arbeit mit Urubamba darin, die Kommunalverwaltung zu schulen und das Projekt soweit aus zu formulieren, dass die Stadt es erfolgreich umsetzen kann.

Hier seht ihr die Hocheben von Chinchero mit Blick auf das Valle Sur, wo sich Urubamba befindet. Zur linken wird der Flughafen entstehen.
Blick aufs Valle Sur

Wenn der Flughafen wenige Kilometer von Urubamba entfernt seine Arbeit aufnimmt, kommen neue Probleme auf das Valle Sagrado zu. Noch ist das Valle Sagrado ein idyllisches und wunderschönes Tal, mit kleinen Dörfern und ich möchte nicht daran denken, wie es sich entwickeln könnte.

Einen weiteren großen Einfluss auf die Entwicklung des Landes wird das Ergebnis der heutigen Präsidentschaftswahlen darstellen. Die Stimmung in Cusco ist seit Tagen sehr angespannt und trotz des Alkoholverbotes um die Wahlen sieht man viele Betrunkene auf den Straßen. Die ersten Hochrechnungen wird es wohl noch heute oder morgen geben, ein amtliches Ergebnis wird wohl nicht vor in 2 Wochen feststehen.

Blick aufs Valle Sur


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