Inselhopping auf dem Titicacasee

24 07 2011

Montag war Abschiedstag, im Büro und von allen Freunden in Cusco. Nachdem wir mit peruanischen Tränen und Tonnen von Büchern das Büro verlassen konnten, gaben wir unsere Wohnung und unser angehäuftes Zeug ab und stiegen Montag Abend in den Betten-Bus nach Puno.

Die vergangene Woche verbrachten wir auf und um den Titicacasee (3800m). Am Dienstag Morgen um 5h kamen wir in Puno an, von wo wir am Mittwoch eine 2-tägige Tour auf den Titicacasee starteten.

Unser erstes Ziel waren die „Islas los Uros“/ „Islas flotantes“, die schwimmenden Inseln. Auf den aus Strohlagen gebauten Inseln lebt ein Preinca Stamm. Heute gibt es noch rund 60 dieser Inseln die sich in der Bucht vor Puno befinden, die meisten der Bewohner leben jedoch nur noch dort, weil die Touristen Interesse daran zeigen. Daher war alles leider sehr gestellt und überall gab es Souvenire zu kaufen. Trotz dessen waren die Inseln mit den Aymará sprechenden Indigenen sehr beeindruckend. Man spürte deutlich nicht auf dem Festland zu sein, da man teilweise einsank in die Schilfmatten, die einmal wöchentlich erneuert werden müssen, indem eine neue Schicht darüber gelegt wird. Strom und fließend Wasser gab es nicht, nur vereinzelte Hütten besaßen eine Solarzelle.

Los Uros/ Islas Flotantes

Unser Ziel am Mittag war Amantaní. Auf  Amantaní leben Nachfahren der Inka, daher sprechen sie Quechua. Der Titicacasee bildet in etwa die Grenze der Indigenen Quechua in Peru und dem hauptsächlich Aymará sprechenden Indigenen in Bolivien. Auf Amantaní waren wir in einer Gastfamilie untergebracht, wir bekamen ein Mittagessen, ein Abendessen und ein Frühstück auf dem Feuer zubereitet und schliefen im Lehmhaus, ohne Strom und fließend Wasser. Die Adobe-Häuser waren mir von meiner Arbeit ja gut bekannt, doch darin zu schlafen und zu wohnen war nochmal eine tolle und beeindruckende Erfahrung.

Unsere Gastgeberinnen waren 2 Frauen. Vicentina lebt mit ihrem 15 Jährigen Sohn (der nicht da war) und ihrer Schwiegermutter alleine. Ihr Mann arbeitet in Lima, da es auf der Insel oder in Puno kaum oder keine Arbeit gibt, er kommt alle paar Monate für 1-2 Wochen nach Hause. Ihre Geschwister leben auch auf dem Festland, sie möchte aber ihre Schwiegermutter und Mutter nicht allein zurücklassen.

Gastgeberin Vicentina in der Küche

Auch hier gab man sich wieder viel Mühe, dass es den Gästen gut ging und bespaßte sie, was manchmal etwas unnatürlich war. So wurde abends im Salon Comunal gefeiert und alle Touristen wurden in die für Amantaní typische Robe gesteckt, so auch ich:

CiL in Tracht

Hier noch ein paar Einbdrücke von Amantaní, der zweitgrößten Insel des Titicacasees,auf der etwa 4000 Menschen in 8 Comunidades leben:

Sonnenuntergang übern Titicacasee (Amantaní)

Ein beeindruckenden Sternenhimmel gab es auch:

sternenhimmel

Am Donnerstag ging es weiter auf die Insel Taquile, die für ihre Textil-Kunst berühmt ist. Die Frauen beherrschen die des Bewebens und die Männer stricken. Erst wenn sie die verschiedenen Strick-Muster beherrschen dürfen sie heiraten. So sah man überall auf der Insel strickende Männer. An der Kleidung der Indigenen, erkennt man ihren Stand: Verheiratet, single, suchend, beschäftigt, wie viele Kinder sie wollen oder weitere Lebensziele. All dies ist in den Strickmuster zu sehen und wie sie die Kleidung tragen, zb auf welcher Seite die Bommel der traditionellen Mützen namens „Gorro“ oder an den Tüchern der Frauen hängt.

Indigene auf Taquile

Auch die Jüngsten tragen hier schon Tracht
Schulmädchen auf Taquile

Am Freitag wollten wir nach Copacabana, auf die bolivianische Seite des Titicacasees, um uns die größte der Inseln anzuschauen, die „Isla del Sol“. Doch uns noch eine Hürde bevor. Wie ich vor einer Weile erzählt hatte war unser Visum bereits vor einem knappen Monat abgelaufen. Die Regel ist, für jeden Tag „illegal“ in Peru muss man 1 US$ Strafe an der Grenze zahlen. Somit zogen wir mit einem Haufen Scheinen zur Grenze. Gebucht hatten wir einen Bus, indem unser Gepäck bei den Grenzgeschäften aufbewahrt wurde, so sollte es einfacher sein für uns.

Die Grenzmänner waren wie befürchtet, alles andere als freundlich. Sie schrieben uns grimmig eine Rechnung über 24$ und wollten uns in die letzte Stadt vor der Grenze zurückschicken (etwa 30min Taxi) um das Geld dort bei der Staatsbank einzubezahlen. Wie schön nur, dass unser Gepäck im Bus war, der nicht warten konnte oder wollte. Leicht panisch fragten wir unseren Busbegleiter nach Rat, der sofort mit den Grenzbeamten anfing zu diskutieren. Und tatsächlich, gegen eine (persönliche?!) „Bearbeitungsgebühr“ von 10$ pro Person durften wir das Geld auch an der Grenze zahlen. Scheiß Korruption, aber in dem Fall war sie doch tatsächlich hilfreich für uns. Ich denke aber, so habe ich es auch vorher überall gelesen, dass man das Geld immer in Bar an der Grenze zahlen kann, jedoch ohne eine „Bearbeitungsgebühr!

Am Samstag ging es dann auf die Isla des Sol. Hier wurde der Mythe nach die Sonne geboren und hier wurden die ersten Inka gesehen. Da hier die Nachfahren der Inka leben, wird auch hier Quechua gesprochen. Auf die Insel ging es mit dem öffentlichen Boot für 3 Stunden Fahrt. Eintritt kostete die Insel in dem Sinne nicht, doch wie bereits vorgewarnt durfte im Norden, in der Mitte und im Süden Wegzoll gezahlt werden. Es war zwar nicht viel geld, doch es nervte andauernd Tickets zahlen zu müssen, anstatt am Anfang einfach ein Ticket für alles kaufen zu können.

Die Isla del Sol war wirklich die schönste der Inseln auf dem Titicacasee, sie erinnerte an die Adria und das bei 4000 Höhenmetern!

Isla del Sol

Und ich war auch dort:

CiL am Titicacasee

Güterbahnhof Isla del Sol

Weitere Bilder folgen die Tage bei Facebook oder auch mal wieder bei FlickR.

Inzwischen befinden wir uns im wirklichen Bolivien, in der Stadt des Regierungssitzes La Paz. Hier kommt die Armut des ärmsten Landes Südamerikas erst richtig zum Vorschein. Mehr dazu, wenn wir mehr von der Stadt gesehen haben.