Von San Pedro nach Santiago

17 08 2011

Seit Samstag befinden wir uns nun Chile. Chile ist noch eine Steigerung zu Argentinien – preislich und auch von der Entwicklung des Landes her.

Wir kamen nach den Stunden im Niemandsland auf dem Pass in San Pedro de Atacama an. Dieses Städtchen schauten wir uns jedoch nur einen halben Tag an, zum einen weil das hübsche Touristendörfchen unverschämt teuer war und zum anderen da wir die Möglichkeit hatten in Santiago de Chile bei der Familie eine Freundin unter zukommen.

San Pedro liegt am Rande der Atacamawüste, die Atacama ist die trockenste Wüste der Welt, hier regnet es quasi nie – im Vergleich dazu: in der Sahara ertrinken mehr Leute als verdursten. Wir spürten die Trockenheit zum einen durch einen unglaublichen Durst und zum anderen ist es hier trotz der Hitze nicht möglich zu schwitzen, es verdunstet sofort. Und ich spürte es zusätzlich noch durch das Kratzen der Atemwege. Raus in die Wüste sind wir daher nicht mehr. Wir spazierten etwas durch die Stadt.

San Pedro de Atacama

Dabei kamen wir auch am künstlichen Versorgungs-Fluss San Pedro vorbei, in dem wir den halben Körper einer aufgedunsenen Kuh entdeckten – kein schöner Anblick und nicht sehr gesund im Trinkwasser… Schien keinen zu stören oder sie wurde noch nicht entdeckt.

San Pedro

Anschließend ging es wieder in den Bus und innerhalb von 23 Stunden die 1500km nach Süden, nach Santiago de Chile. Schon bei der Einfahrt in die Stadt sahen wir die beeindruckende Anden-Gebirgskette die die Stadt umgibt. In dieser befinden sich auch der höchste Berg der Anden, der Aconcagua (6962m). Von der Stadt aus selber sieht man den Berg leider kaum, schon gar nicht im Winter, da die Stadt von Wolken und Smog umgeben ist.

In Santiago hatten wir das Glück 2 Nächte bei der Familie einer Freundin in Deutschland zu übernachten. Sie wohnten in Ñuñoa, einem der reicheren Wohnviertel der Stadt. Die kleine Stadtwohnung war das Luxuriöste, was wir in den letzten 6 Monaten gesehen haben!

Am Abend gingen wir noch aus, zum Hauptplatz von Ñuñoa in eine Bar. Begleitete wurde der Abend von Topf-Geklopfe. Wie Ihr vielleicht in den Medien mitbekommen habt, gibt es seit nun 2 Monaten Studentenproteste für eine kostenfreie Bildung Chiles. Neben den nicht immer gewaltfreien Demonstrationen gibt es auch viele kreativere Protestformen. Eine davon ist das „Topfschlagen“ auf öffentlichen Plätzen. Meist solange, bis es die Polizei mit Wasserwerfern abbricht. Dann sollte man jedoch rennen, denn im Gegensatz zu Deutschland, verwendet man hier Schmutzwasser in den Wasserwerfern! Que feo.

Am kommenden Tag bei der Stadtführung hatte wir leider nicht das Glück von gutem Wetter, es war grau und kalt. Aber die Stadt hat mir sehr gut gefallen: (fast) europäischer Standard mit südamerikanischem Leben. Wir haben jedoch auch nur die reicheren Viertel in die Innenstadt besucht. Aber ich möchte auf alle Fälle noch einmal hier her, am liebsten natürlich im Sommer wenn man in den Süden nach Patagonien und Feuerland reisen kann.

Blick über Santiago

Natürlich ist uns auch der Bildungsstreik begegnet. Die Universitäts- und Schulgebäude sind mit Schriftzügen, man sieht viel Graffiti und natürlich Studenten in Aktion.

Hauptgebäude der Universität von Chile

So gibt es in Santiago auch die Aktion – „1800 Stunden laufen für die Bildung“. So laufen durchweg Studenten die 1km große Runde um das Parlamentsgebäude „La Moneda“ mit Fahnen und beschrifteten Shirts.

1800 Stunden x kostenfreie Bildung

Da Tobi sowieso Joggen wollte, lief er 1,5 Stunden für die Bildung mit.

Tobi corre 1800hrs

Wir waren eine absolute Attraktion für die Chilenen als Deutsche. Als man erfuhr, dass ich Deutsche bin, wurde ich umzingelt von Chilenen, die Fotos mit mir wollten und mich aufforderten deutsch zu sprechen. Sie fanden deutsche Dichter und Philosophen toll. Ein solches positives Interesse an Deutschland und der deutschen Sprache habe ich bis jetzt in Südamerika noch nicht erlebt. Zuvor fragte man entweder nur nach meinem Lieblings-Fußballverein oder machte rassistische Nazi-Witze – selbst im Büro in Cusco habe ich das erlebt.